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Stalin kam bis nach Krasnojarsk

Die hiesigen Abgeordneten würden in der Stadt allzu gern zwei Büsten des Generalissimus sehen

Die Abgeordneten des krasnojarsker Stadtrates sgaben der Bürgermeisterei die Empfehlung, eine Stalin-Büste in der Gedenkstätte des Sieges aufzustellen – einem der belebtesten Plätze in Krasnojarsk. Innerhalb Rußlands ist das nicht die erste Entscheidung dieser Art, die von einer regionalen Macht getroffen wird. Aber in Krasnojarsk hat sie einen wahrhaftigen Skandal hervorgerufen.

Mit der Bitte eine Stalin-Büste aufzustellen, hatten sich bereits vor einem halben Jahr die hiesigen Kommunisten an die Abgeordneten gewandt. Zur Entscheidungsfindung schlugen sie zwei Varianten vor: entweder die im krasnojarsker Heimatkunde-Museum befindliche Büste des Generalsekretärs zu verwenden (dort ist ein der Statuen verwahrt, die früher in einer der Straßen von Krasnojarsk standen) oder aus eigenen finanziellen Mittel eine neue anfertigenund aufstellen zu lassen.

Es dauerte lange, bis endlich ein Beschluß gefällt wurde. Und da, eines schönen Montags, erhöhten die Deputierten schließlich die Bitten der regionalen Abteilung der KPRF – sie empfahlen sogar die Aufstellung zweier Stalin-Büsten in der Gedenkstätte des Sieges. „Wir schlagen dies dem Stadtoberhaupt vor, da Stalin der Generalissimus gewesen ist, der während des Krieges den Oberbefehl über die Sowjet-Armee geführt hat“, -verkündete Wladislaw Zhukowskij, verdienter Künstler Rußlands, einer der führenden Schauspieler des krasnojarsker Puschkin-Theaters für Dramaturgie. Die historische Rolle Stalins stellte das Hauptargument bei der Entscheidungsfindung dar.

Die Nachricht über die mögliche Errichtung eines Stalin-Denkmals in Krasnojarsk löste einen Sturm des Protestes aus. Die gesellschaftliche Organisation „Memorial“ begann unmittelbar an jenem Tag mit einer Unterschriftensammlung und richtete gleichzeitig einen Appell an den Bürgermeister der Stadt, Petr Pimaschkow, er möge sich von der Empfehlung der Deputierten nicht leiten lassen. „Das bedeutet eine schwere Kränkung der Opfer politischer Repressionen. Die Region Krasnojarsk – ist eine Lagerregion, und hier ein Stalin-Denkmal zu errichten – das ist einfach unmoralisch“, - überzeugte Alexej Babij, Vorsitzender der Gesellschaft „Memorial“ die Vorübergehenden. Gegen ihn traten bereits ortsansässige Veteranen auf. Krasnojarsker Komsomolzen stürzten sich gestern abend auf Babij und versuchten seine Unterschriftenlisten zu zerreißen.

Der Beschluß der Abgeordneten löste etwas außerordentlichBemerkenswertes unter den Vertretern des krasnojarsker Machtapparates aus. Der Gouverneur der Region, Alexander Chloponin, empfand Mitgefühl für das Stadtoberhaupt: „ In der Stadt gibt es eine ganze Reihe von Anhängern, wie auch von Gegnern, Stalins, und sie werden wohl kaum untereinander zu einer Übereinstimmung ihrer Ansichten gelangen. Egal, zu welcher Entscheidung Pimaschkow auch kommt – sie kann zu einer Spaltung der Gesellschaft führen“. Gestern hüllte sich Bürgermeister Petr Pimaschkow in Schweigen und gab keinerlei Kommentare bezüglich des Wunsches der Deputierten ab.

Unterdessen haben die Behörden auf der Krim die Aufstellung eines Denkmals zu Ehren der Staatsoberhäupter der Länder der Antihitler-Koalition bereits abgelehnt – Josef Stalin, Franklin Roosevelt und Winston Churchill. Dem war ein Protest des Staatsanwaltes von Jalta vorausgegangen, der der Meinung ist, daß gesetzliche Verordnungen zur Errichtung von Denkmälern staatlicher Bedeutsamkeit aus rechtlichen Gründen nur vom Ministerkabinett der Ukraine beschlossen werden können.

Alexander Makarow, Krasnojarsk
„Iswestia“, No. 72, 27.04.2005


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