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Die sibirischen Nachkommen Stalins

Das Geheimnis der Turuchansker Verbannung Josef Dschugaschwilis ist gelüftet

Der bekannte krasnojarsker Heimatkundler Iwan Laletin schichte an die Redaktion der "Stadt-Nachrichten" ein Echo zu dem Artikel "Stalin ist mit uns". Darin ging es insbesondere um Mythen und Legenden der Turuchansker Region, die Josef Dschugaschwilis unehelichen Sohn betreffen. Ich erinnere daran, dass das Hauptthema russischer Volksmärchen über Stalin am Jenissei — seine Liebe zu Lidia Pereprygina, einer sanftmütigen Schönheit ist, die die dem kleinen Schura das Leben schenkte. Bei den Pereprygins hatte der verbannte Stalin seinerzeit Quartier bezogen.

Also, eine kurze Inhaltsangabe früherer Forschungen. In Wjerchneimbatsk lernte ich Boris Saltykow kennen, der der Ansicht war, dass er zu Stalins sibirischer Liebe (später wurde aus Lidia die Davidowa) in verwandtschaftlichen Beziehungen stünde. Und Boris Filippowitschs Geschichte bestätigte mir in vielerlei Hinsicht die Kuratorin des Museums "Politische Verbannung in der Region Turuchansk" Swetlana Swetlana Rostomaschwili.

Lida war 14, als sie von Koko verführt wurde. Ihr erstes Kind starb als "Säugling", das zweite — Schura — blieb am Leben. In den Werken mündlicher Volkskunst ernährte der Sträfling Stalin die Horde der Pereprygin-Kinder — die Brüder und Schwester Lida. Insgesamt sollen es wohl sieben gewesen sein: außer Lidia, der ältesten, noch fünf Jungen und ein Mädchen. Er tanzte mit ihnen Reigen, spielte, sang und scherzte mit ihnen. Der folkloristische Stalin — gutherzig, fröhlich und für die Menschen verständlich. Er beschaffte Brennholz für den langen Winter, ging im Sommer Fische fangen und im Winter zur Jagd. Er brachte alle Jungs in Kureika zum Tanzen, fluchte so, wie es in der Gegend üblich war und sprach in zärtlichen Worten zu den Mädchen. Und — keinerlei revolutionäre Agitation.

Die unehelichen Kinder der Großen dieser Welt waren für Geschichtenerzähler schon immer von Interesse. Aber in der Regel leiden diese Kinder unter ihrer „Minderwertigkeit“, haben gegenüber dem Leben eine ganze Liste von Ansprüchen und kämpfen um ihre Anerkennung. In Kureika, nach den Erzählungen zu urteilen, war alles ganz anders. Koko reiste ab, um die Revolution zu machen, und Lidia heiratete den Fischer und Jäger Davidow und brachte ihm sieben Kinder zur Welt. Der Sohn des «Vaters der Völker» strebte niemals danach, die Geschichte seines Erscheinens auf dieser Welt offiziell zu erklären. Auch die Dorfbewohner erinnerten sich nicht an seine Abstammung vom Gipfelbewohner des Kremls. War Angst der Grund oder irgendetwas anderes: Stolz, Selbstachtung? Man sagt, dass Stalin an der Bestimmung des Schicksals seines Sprösslings teilhaben wollte, und Lidia Platonowna erhielt einen Brief aus dem Kreml «mit einem roten Kreuzstreifen». Gemäß anderen turuchansker Legenden forderte Stalins sibirische Ehefrau sogar vom Führer die Zahlung von Alimenten. Und der kleine Junge — ein Ebenbild seines Vaters — zerstörte seine Portraits.

In den Krieg zog Schura als gewöhnlicher Soldat, diente als Funker und kehrte als Offizier zurück. Laut Zeugnissen einiger Geschichtenerzähler soll er nach dem Krieg Lastkähne auf dem Jenissei gefahren haben. Andere bestätigen, dass er zu den Postboten ging und aus Turuchansk Briefe beförderte. Dritte wiederum sagen, dass er bis zum Renteneintritt in der Armee blieb. Anschließend fuhr er in den Süden Sibiriens, ins Gebiet Kemerowo. Inzwischen lebt Josefs Sohn nicht mehr. Aber seine Nachkommenschaft lebt — wie man herausfinden konnte, lebt Stalins Enkel heute noch in Nowokusnezk.

Das also schrieben damals die "Stadt-Nachrichten" in Kurzform. Wir beschwerten uns über den Mangel an wahrheitsgetreuen Informationen: Heimatkundler, so sagt man, sind geiziger mit Geschichten als gewöhnliche Menschen, die die Geschichte des Landes viel aktiver als halbamtliche Wissenschaft mythologisieren. Kurz darauf machten Historiker jedoch eine ganze Menge Entdeckungen.

Der unberechenbare Kaukasier

In seinem Brief führt Iwan Tichonowitsch Laletin die Aussage der 90-jährigen Valentina Stepanowna Leontewa an, die sich mit ihm nach dem Lesen des Artikels "Stalin ist mit uns" unterhalten hatte – Veteranin der Arbeitsfront, die heute in Krasnojarsk lebt. In der Vergangenheit war sie Lehrerin gewesen, anschließend Partei-Mitarbeiterin; sie ist im Besitz von staatlichen Auszeichnungen. Folgendes wusste sie zu berichten:

— Ich denke Stalins Sohn war nicht in der Lage Lastkähne auf dem Jenissei zu fahren und als Postbote zu arbeiten, aber die Beschädigungen an Portraits seines Vaters kann ich bestätigen. In den 1930-er Jahren arbeitete ich als Lehrerin im Turuchansker Bezirk, ich kannte Sascha — Stalins Sohn. Ich weiß noch, dass er "Surka" anstatt „Schura“ sagte.

Es war ein unberechenbarer junger Mann von kaukasischem Aussehen, der sich merkwürdig verhielt. 

Seine Seltsamkeit zeigte sich darin, dass er Portraits von Stalin zerstörte. Sobald er irgendwo ein Bildnis seines Vaters sah, ging er dorthin, stach ihm mit einer Ahle die Augen aus und blieb dabei ungestraft.

1934 hatte ich die Gelegenheit, mit ihm auf dem ersten, damals komfortablen, Schiff nach Krasnojarsk zu fahren. Er reiste in einer Einzelkabine. Begleitet wurde er von zwei Leibwächtern. Er — hochgewachsen, langbeinig, mit einem kurzen Bauernkaftan und umgeschnalltem Gürtel bekleidet, an der Seite – einer Messerscheide, aber der Griff des Messers war nicht sichtbar; dafür ragte etwas anderes heraus. Auf dem Kopf eine Mütze, wie sie von kaukasischen Hirten getragen wird. An den Beinen trug er kaukasische Stulpenstiefel, etwa in der Art der turuchansker „Brodni“, aber sie waren zur anderen Seite umgestülpt – mit der Haut nach außen. Schwarze, enge, in die Stiefel gesteckte Hosen.

Ich fand das interessant, und ich versuchte ihn zu beobachten, ebenso wie die anderen Passagiere es auch taten. Er ging mit riesigen Schritten. Alle traten beiseite, um ihm den Weg frei zu geben. Offensichtlich gefiel ihm das, denn er lief immerzu auf und ab.

Ich stand an Deck, an die Reling gelehnt, und sah ihn aufmerksam an. Ein Vertreter der Schiffsbesatzung signalisierte uns, den an Bord Stehenden, dass wir uns weiter zur Mitte begeben sollten, da der junge Mann – unberechenbar wäre.

So fuhren wir bis nach Krasnojarsk. Dort angekommen verließ er das Schiff zusammen mit seinen Leibwächtern, und sie fuhren mit einer Droschke davon. Später fuhr er, soweit mir bekannt ist, nach Moskau, aber, wie es hieß, wollte Stalin nicht mit ihm zusammentreffen, sondern ordnete an, ihn der Armee zu übergeben. Ich habe gehört, dass er dort vorankam und seinen Dienst bis zum Offizier ableistete.

Familiengeheimnis

Unlängst wurde bekannt, dass Moskauer Wissenschaftler, die an der Biografie Stalins geforscht hatten, endlich einen den Historikern bislang nicht bekannten Enkel Stalins entdeckt hätten. Es handelte sich um den 52-jährigen Einwohner der Stadt Nowokusnezk (Gebiet Kemerowo), den Ingenieur Jurij Davidow(ich erinnere daran, dass Davidow der Nachname des Stiefvaters war).

Wie die Historiker bestätigen, gelang es in den verschlossenen Archiven Dokumente ausfindig zu machen, in denen der Vor- und Zuname des Jungen erwähnt sind. Indessen kam diese Information für Jurij Aleksandrowitsch Davidow selbst nicht unerwartet. Nach seinen Worten erzählte ihm sein Vater – Alexander Jakowlewitsch – von seiner Verwandtschaft mit Stalin. Allerdings entschied sich die Familie Davidow im Zusammenhang mit der Kampagne zur Enthüllung des Personenkults, diese Verwandtschaft nicht an die große Glocke zu hängen.

Stalins Enkel gab der „Iswestija“ ein Interview. Er sagt, dass er erst nach Abschluss des Instituts erfahren hätte, wer sein Großvater gewesen sei. Zuerst vertrauten die Eltern es seinem älteren Bruder an, als der sein Diplom erhielt. Auch Jurij Aleksandrowitsch selbst weihte einstweilen nur den ältesten seiner drei Söhne in das Familiengeheimnis ein. Er berichtet, dass Vater und Mutter es nur sehr spärlich erwähnten, ohne große Einzelheiten. Der Vater war sowieso äußerst verschlossen, er sagte: "Es genügt, dass wir ein Leben lang gezittert haben. Und damit niemand ein Wort erfährt, behalte es für dich und stecke deine Nase nicht in die Geschichte!" Nach Jurij Davidowitschs Ansicht, taten sie es allem Anschein nach hinter dem Rücken seines Vaters – Aleksander Jakowlewitsch – aber trotzdem.

Kureika hat Stalins Sohn immer angezogen. Als er mit dem Schiff zu den Schwestern nach Igarka fuhr, hielt er sich auch dort stets eine Weile auf. Übrigens kann Jurij Aleksandrowitsch sich nicht daran erinnern, dass er als Junge die Portraits Stalins, seines Vaters, zerstört hat.

Bericht von Professor Ilisarow

Boris Ilisarow, Doktor der Geschichtswissenschaften, leitender Mitarbeiter am Institut der russischen Geschichte der Akademie der Wissenschaften, der bereits seit mehreren Jahren an der Monografie "Stalin. Geschichtsphilosophie des Stalinismus" arbeitet, entdeckte im Staatlichen Russischen Archiv für sozialpolitische Geschichte, dem ehemaligen Archiv des Zentralkomitees der KPdSU, einen Rechenschaftsbericht des KGB-Vorsitzenden, adressiert an Nikita Chruschtschow, dem damaligen Oberhaupt der UdSSR. Darin ging es um folgendes. 1956 druckte die Zeitschrift «Life» die Fotokopie eines Dokuments ab, welches angeblich im Bestand der Gendarmerie-Verwaltung im Krasnojarsker Heimatkunde-Archiv verwahrt worden war. Aus ihm ließ sich ableiten, dass Stalin ein Provokateur und Informant gewesen war. Chruschtschow befahl dem KGB die Echtheit der Kopie zu überprüfen. Bei der Analyse des Textes stellte sich heraus, dass es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine Fälschung handelte! Die Presse war im Zweifel, die Initialen der Beamten stimmten nicht überein, die Registrierungsnummern in «Life» waren — fünfstellig, in den Polizeiregistrierungsbüchern jedoch — dreistellig. Allerdings beschränkten die Mitarbeiter der Staatssicherheit die Erfüllung ihrer Aufgaben damit nicht, sondern — sammelten auch die völlig unerwartete Information über Stalins Aufenthalt in Kureika.

Professor Ilisarow teilte das meiner Hauptstadt-Kollegin Ella Maksimowa mit:

— Kureika — ein verhängnisvolles Örtchen am Rande der Welt. Bevölkerung - 38 Männer und 29 Frauen. Man schrieb das Jahr 1914, als, laut Rechenschaftsbericht des KGB, das geschah, was die Tschekisten berichteten. Ich hatte, ehrlich gesagt, nicht vermutet, mich einmal mit diesem Thema — den Frauen in Stalins Leben — zu befassen. Mit unehelichen Kindern — noch weniger. Allerdings kannte ich den Enkel Stalins — den Sohn des Mannes, den die Witwe geboren hatte, in deren Wohnung Stalin während seiner Verbannung in Solwytschegodsk lebte. Der Vater erkannte ihn zwar an, sah ihn jedoch nie wieder, obwohl er ihm eine Karriere in Moskau zugesichert hatte. Die fast offizielle Geschichte. Der Sohn hieß Konstantin. Übrigens, Josef Wissarionowitsch hatte beliebige Vornamen, die sich mit seinem Pseudonym deckten. Zum Beispiel Koba. Was ist das für ein Name? Mit viel Mühe kam ich dahinter, dass er von Jakob kommt – Jakob, dem Helden eines Kasbeg-Romans. Daher hieß der Erstgeborene auch Jakob.

Das also erfuhren die Tschekisten offensichtlich zuerst von den Ortsansässigen, und hörten es erst später von der 56-jährigen Einwohnerin Kureikas mit Namen Pereprygina persönlich. Im Rechenschaftsbericht ist der richtige Nachname erwähnt. "...Außerdem wurde, anhand der Berichte der Bürgerin ... festgestellt, dass J. W. Stalin sie, als sie 14 Jahre alt war, während er sich in Kureika befand, verführte und dann bei ihr wohnte. In diesem Zusammenhang wurde J.W. Stalin zum Gendarmen Laletin beordert, um ihn wegen seines Zusammenlebens mit einer Minderjährigen zur strafrechtlichen Verantwortung zu ziehen. Stalin gab dem Gendarmen das Wort … zu heiraten, sobald sie volljährig wäre. Wie selbige … im Monat Mai berichtete, hatte sie ein Kind geboren, das starb. 1914 kam ein zweites Kind zur Welt, welches den Namen Aleksander erhielt. Nach dem Ende der Verbannungszeit fuhr J.W. Stalin ab, und sie war gezwungen einen ortsansässigen Bauern zu heiraten ..., der den kleinen Jungen Aleksander als sein eigenes Kind annahm. Zu Lebzeiten erwies J.W. Stalin ihr kein einziges Mal irgendeine Hilfe. Zurzeit dient Aleksander in der Sowjetischen Armee und befindet sich im Dienstgrad eines Majors. Der Vorsitzende des Komitees für Staatssicherheit der UdSSR I. Serow".

Es folgen die Unterschriften der Mitglieder des Politbüros, die mit dem Rechenschaftsbericht bekanntgemacht wurden: Bulganin, Kaganowitsch, Mikojan, Malenkow, Woroschilow u.a.
(Übrigens berichtete Jurij Davidov, dass Stalin, nachdem sein turuchansker Söhnchen das vierte Lebensjahr vollendet hatte, seiner ehemaligen Mitbewohnerin vorgeschlagen habe – natürlich nicht persönlich, sondern über vertrauenswürdige Leute – ihn für immer nach Moskau zu geben. Die Bedingung war, dass sie selbst in Sibirien bleiben sollte. Aber sie lehnte das entschieden ab. Bereits zu Beginn der 1930er Jahre kamen erneut Männer aus dem NKWD – sie suchten Schura, konnten ihn jedoch nicht ausfindig machen, es gab keine Verbindung zu ihm; wo also sollte man ihn aufgreifen!

Ilisarow setzt unterdessen seine Erzählung fort:

— Ich bin ein rationaler Mensch, an Wunder und Vorherbestimmungen glaube ich nicht, aber dies hier ist ein mystischer Fall. Ich fand diesen Rechenschaftsbericht im November. Neben dem Archiv, in der Twerskaja Straße, gibt es einen großen Buchladen, indem ich bestimmt schon zehn Jahre nicht mehr gewesen bin. Und plötzlich entschied ich mich, ich weiß nicht warum: morgen schaust du dort einmal vorbei. Im Antiquariat frage ich, ob sie dort nicht irgendetwas über Stalin haben. Und sie geben mir das Büchlein "J.W. Stalin in sibirischer Verbannung", herausgegeben 1942 in Krasnojarsk. Wie ist es nach Moskau gelangt, wo es ein halbes Jahrhundert auf mich gewartet hat?

In dem Büchlein — ein Bericht über Kureika, über Familien, bei denen Stalin wohnte, Einzelheiten, Fotos. Jene Familie, die im Büchlein Pereprygin genannt wird, lebte in großer Armut, aber die Leute waren geduldig und gut. Zu ihr gehörten fünf Jungen und zwei verwaiste Mädchen, die von ihren verstorbenen Eltern hinterblieben waren. Im Büchlein heißt es: "Wenn Josef Wissarionowitsch keine Hilfe erhalten hätte, wäre er verhungert".

Des Weiteren wird von dem lauten Skandal mit Gendarm Laletin berichtet, der deswegen entstand, weil der einmal den Anbau betrat, in dem der unter Aufsicht Stehende lebte, und zwar tat er das weder zur gewohnten Zeit noch ohne vorher anzuklopfen. Nachbarn sahen, wie der Wachtmann mit einem Säbel in der Hand in Richtung Jenissei zurückwich – ihm hinterher Dschugaschwili mit geballten Fäusten. Die Folgen waren merkwürdig: die Behörden erfüllten bereitwillig die Forderung des Verbannten den Wachmann auszutauschen.

Zu Stalins Lebzeiten konnten biografische Bücher, die seiner Person gewidmet waren, nicht ohne seine Sanktionen veröffentlicht werden. Auch dieses Buch sollte in Moskau bekannt geworden sein, im Zentralkomitee. Aber hier gibt es ein Rätsel: weshalb gibt es darin eine Mädchenfamilie und die Geschichte mit dem «rüpelhaften» Erscheinen des Gendarmen? Man muss vermuten, dass Stalin fortgebracht wurde, ohne Kureika zu vergessen, damit niemals irgendjemand es wagen sollte, ihn an die strafrechtlich geahndete Sünde zu erinnern, und ihr Leben ... hatte er, seinem Verständnis nach, nicht ruiniert, denn er hatte sie geheiratet und das Kind als sein eigenes angenommen. Den Nachnamen konnte der Führer eigenhändig ändern.

Zu der Zeit war er bereits ein vollendeter Scheinheiliger, der sich die Maske des Ehemanns und getreuen Liebhabers und der aufrichtigen Erinnerung an die verstorbene Nadja aufgesetzt hatte. In den Prozessen der 1930er Jahre bezeichnete er seine Gegner kühn als Libertiner und Perverse.

Ein gewöhnliches Schicksal

Also kann man jetzt in Betracht ziehen, und das ist mit Sicherheit bekannt, dass Lidia Pereprygina, als sie vierzehn Jahre alt war, mit Stalin einen Sohn namens Aleksander zeugte. Nachdem sie Davydow geheiratete hatte, bekam sie noch sieben weitere Kinder. Schura war das älteste und – ein fremdes. Als er den Vorwürfen und Seitenblicken nicht länger standhalten konnte, verließ er im Alter von 16 Jahren das Haus. Er streunte umher. In die Armee riefen sie in kurz vor Kriegsausbruch ein. Er diente im Fernen Osten und in Korea. Sohn Jurij wurde 1948 in Pjöngjang geboren. 1956 wurde er im Rang eines Majors demobilisiert. Seit der Zeit ließen sich die Davidows in Nowokusnezk nieder. Alexander Jakowlewitsch starb 1987.

Heute trägt unter Josef Wissarionowitschs Enkeln nur Jakobs Sohn Jewgenij Jakowlewitsch den Namen Dschugaschwili. Dem anderen Sohn Stalins - Wassilij – har man den berühmten Familiennamen entzogen, und sein Sohn Sascha wurde als Wassiljew eingetragen. Später wurde er zu Burdonskij. Der dritte offiziell anerkannte Enkel Stalins war Josef Allilujew. 1953, nach dem Tod ihres Vaters, erging eine Anordnung des Ministerrats der UdSSR: für Stalins Enkel eine persönliche Rente in Höhe von 1000 Rubel monatlich festzusetzen, und zwar bis zum Abschluss eines Hochschulstudiums. Die jungen Pensionäre erhielten eine Rente vom Ministerium für soziale Sicherheit... Jurij Davidow war von all diesen Vergünstigungen ausgeschlossen. Aber er bereut nichts.

Aleksej TARASSOW
„Stadt-Nachrichten“, ¹ 77 (687), 17. Juli 2001


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