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L.O. Petri, V.T. Petri . Wahre Begebenheiten aus dem Tajmyr-Gebiet

Anhang 11. Archiv-Dokumente

Aus dem Protokoll N° 15 der Sitzung des Exekutivkomitees des Bezirksrats der Werktätigen-Deputierten von Dudinka vom 9. Juni 1942 „Über die Unterbringung des umzusiedelnden Kontingents und die Zuweisung von Wasserbecken an die Kolchosen und staatlichen Fischfangbetriebe für das Jahr 1942.

Laut Instruktionen des Exekutivkomitees des Bezirksrats sind mit der Umsiedlung des Sonderkontingents von 2360 Familien in den Bezirk Dudinka folgende Reviere für die Unterbringung der Familien und den dazu erforderlichen Siedlungsbau zuzuweisen:

1. Lewinsk – Kap Gorochow – 200 Familien
2. Totschino – rechtes Ufer – 150 Familien
3. Lusino – linkes Ufer – 250 Familien
4. Kap Tomskij – 160 Familien
5. Mündung des Chantajka-Flüßchens – 250 Familien
6. Priluk – 400 Familien
7. Potapowo – Nebenflüsse – 250 Familien
8. Lipatewsk – 160 Familien
9. Sitkowo – linkes Ufer – 400 Familien
10. Nikolsk (am Ufer) – 140 Familien

Für die Fischerei sind des weiteren Wasserbecken zuzuweisen mit nachfolgender Säuberung und Räumung der Reviere, um diese für Gewerbezwecke nutzen zu können.

Staatsarchiv des Autonomen Tajmyr-Gebiets, Fond 16, Verz. 1, Akte 16, Blatt 68

2. Aus dem Protokoll N° 15 der Sitzung des Exekutivkomitees des Bezirksrats der Werktätigen-Deputierten von Dudinka vom 9. Juni 1942
Verteilung der evakuierten 750 Familien auf die einzelnen Siedlungspunkte

(Bericht des Genossen Prodowoj) Das Exekutivkomitee des Bezirksrats hat beschlossen:

Die Ansiedlung der eintreffenden 750 evakuierten Fischerfamilien an folgenden Orten im Bezirk Dudinka vorzunehmen:

1. Chantajka – 150 Familien
2. Lipatewsk – 30 Familien
3. Potapowo – 200 Familien
4. Priluk – 5ß Familien
5. Nikolsk – 15 Familien
6. Tschasownja – 100 Familien
7. Sitkowo – 10 Familien
8. Lewinskije Peski – 50 Familien
9. Saostrowka – 50 Familien
10. Ananewsk – 75 Familien
11. Lusino – 20 Familien

Staatsarchiv des Autonomen Tajmyr-Gebiets, Fond 16, Verz. 1, Akte 16, Blatt 77

3. Aktennotiz der Ärztin Owtschinnikowa an den Gebietsepidemologen Genossen Titkow.
August 1943.
Überprüfung der medizinischen Betreuung des Sonderkontingents im Tajmyrer Nationalgebiet.

1942 wurde ein Sonderkontingent mit Sondersiedlern gebracht: Deutsche, Letten, Finnen, Rumänen, Esten, Litauer – insgesamt 7626 Personen. Kurz darauf wurde eine medizinische Untersuchung durchgeführt. Dabei wurde folgendes festgestellt: 720 Personen sind nicht arbeitsfähig, es gibt 1589 Kinder im Alter bis zu 14 Jahren.
Die Umsiedler waren in drei Bezirken verstreut angesiedelt. Unterwegs wurden in Turuchansk und Igarka aus der Karawane 3 Personen mit Bauchfell-Typhus und Ruhr herausgeholt, aber die Quarantäne-Maßnahmen wurden nirgends eingehalten. Sofort wurden alle an ihre Endbestimmungsorte weitergeschickt. Unter den Ankömmlingen gab es viele mit Herz- und Lungen- sowie Magen- und Darmerkrankungen und schweren deproteinierten Ödemen.

Im 2. Halbjahr 1942 wurden folgende Infektionskrankenheiten registriert: Bauchfelltyphus – 47, Ruhr – 69, Masern – 113, Scharlach – 23, Skorbut – 139. Die angegebenen Erkrankungen gingen auf Kosten des Sonderkontingents. Mit ihm wurden auch Bauchfelltyphus, Masern und Scharlach in das Gebiet eingeschleppt.

Im 1. Halbjahr 1943 erkrankten 4707 Personen an Skorbut: im 1. Stadium – 3769 Personen, im 2. Stadium – 594 Personen, im 3. Stadium – 365 Personen. Genau wie 1942 entfällt der hohe Krankenstand hauptsächlich auf das Sonderkontingent. Die Krankheitszustände werden schlecht kontrolliert. Die an Skorbut Erkrankten sind nicht vollständig registriert. Anhand der an vielen Punkten durchgeführten Untersuchungen (Chantajka, Potapowo, Dudinka, Ust-Port, Karaul, Dorofejewsk, Innokentjewsk, Sopkarga, Lajda und anderen) ist zu erkennen, dass fast die gesamte Bevölkerung von Skorbut 1. Grades befallen war, mehr als tatsächlich registriert wurden. Sogar in dem nahe Dudinka gelegenen Siedlungspunkt Chantajka, wo es einen medizinischen Mitarbeiter gibt, leidet fast die gesamte Bevölkerung an Skorbut, angefangen vom Februar bis in den Juni hinein. Die meisten von ihnen sind bettlägerig, die Sterblichkeitsrate ist hoch. Genau so verhält es sich auch bei anderen Erkrankungen. Stark von der Ruhr betroffene Reviere sind Dudinka, Chantajka, Dorofejewsk, Sopkarga.

Die Todesrate innerhalb des Sonderkontingents ab dem Moment der Ankunft der Umsiedler in der 2. Hälfte des Jahres 1942 sowie der 1. Hälfte des Jahres 1943 betrug im Gebiet 915 Personen. Davon waren 116 Kinder. Auf die Gesamtbevölkerung des Gebiets gerechnet ergibt sich somit eine Sterblichkeitsrate von 4%, aber der größte Anteil entfällt dabei auf das Sonderkontingent. In Chantajka waren es 20%, in Ust-Port 10%, in Potapowo 8%.

Gründe für die hohe Krankheits- und Todesrate

Der Fischfangkonzern war auf die Aufnahme des eingetroffenen Kontingents nicht vorbereitet. Die Menschen wurden irgendwo am Ufer des Jenisej untergebracht, in Zelten, unter umgedrehten Booten, auf Dachböden, in Pferdeställen u.ä. Im Verlauf der Monate September und Oktober wurden Wohnräumlichkeiten gebaut, es erfolgte nach und nach die Unterbringung in Wohnungen, aber die Mehrheit der Menschen mußte bis in den tiefsten Herbst hinein, und sogar teilweise bis zum Beginn des Winters, weiter in Zelten und auf Dachböden hausen; sie wurden erst im November – Dezember 1942 in andere Räumlichkeiten verlegt. Die Behausungen waren völlig unzureichend. Der Platzmangel ging so weit, dass 3 Personen mit 1 Quadratmeter Wohnfläche auskommen mußten.

In Ust-Port überwinterten 48 Menschen auf einem unbeheizten Dachboden, 300 verbrachten den Winter in einer Baracke, die so gebaut war, dass es durch sämtliche Fenster, Türen und Wände hindurchzog; eingerichtet war sie mit dreistöckige Pritschen. Bei Schneesturm wehte der Schnee aufs Bettzeug. Die anderen Räumlichkeiten waren nicht renoviert, die ände und der größte Teil der Möbel waren mit Wanzen übersät, überall standen Doppel-Pritschen.

In Chantajka, Potopowo, Pschenitschnij Rutschej und anderen Siedlungspunkten haust die Mehrheit der Bevölkerung in Erdhütten, in denen Feuchtigkeit und Enge herrschen; es gibt dort nicht genügend Licht. Als die Umsiedler aus Krasnojarsk abfuhren, wurden sie informiert, dass sie im Herbst 1942 wieder zurückkehren würden; daher hat sich auch niemand um die Beschaffung vitaminreicher Nachrung gekümmert. ... In der Region gibt es 14 Arztreviere:

Bezirk Dudinka – 3, Bezirk Ust-Jenisej – 8, Bezirk Chantajka –2, Awamsker Bezirk – 1 ...

Medizinische Kader des Ust-Jenisejsker Bezirks im Jahre 1943

Von 23 medizinischen Mitarbeitern stammen 15 aus dem Sonderkontingent: Deutsche, Letten – innerhalb des medizinischen Personals befinden sich 2 Ärzte mit Universitätsausbildung, 1 mit nicht vollständig absolviertem Studium:

1. Justus, Maria Fjodorowna, geb. 1918, Deutsche, aus Engels, 4 Kurse am Medizinischen Institut in Saratow, Leiterin des Dorofejewsker Ärztereviers ab Juli 1942.
2. Ljask, Julij Wikentjewitsch, geb. 1897, Lette, aus Leningrad.
3. Gaus, Georgij Lwowitsch, geb. 1891, Deutscher, medizinisches Institut 1919, Arzt am Karauler Krankenhaus N° 1.
4. Berson, Alisa Fjodorowna, geb. 1917, Deutsche, geboren in Leningrad, höheres Institut für Pädiatrie 1941, Ärztin am Boronzowsker Krankenhaus.
5, Bibrich, Renata Emiljanowna, geb. 1919, Deutsche, 1941 Feldscher- und Hebammen-Schule in der Stadt Engels.
6. Laresch, Irina Elmarowna, geb. 1923, Deutsche, aus Engels, 1941 medizinisches Technikum, Leiterin des Oschmarinsker Ärztereviers.
7. Ilgina, Anastasia Ludwigowna, geb. 1904, Lettin, 1934 medizinisches Technikum in Riga.
8. Winkler, Olga Maximowna, geb. 1924, Deutsche, gebürtig aus Berlin, 1941 medizinisches Technikum in Engels, Leiterin des Sopkarginsker Ärztereviers.

Medizinische Kader des Bezirks Dudinka im Jahre 1943

Von 47 medizinischen Mitarbeitern stammen 11 aus dem Sonderkontingent:

1. Rajska, Elga Ludwigowna, geb. 1908, Universität Riga, Ärztin auf dem Gebiet der Stomatologie.
2.Danilow, Wladimir Iwanowitsch, geb. 1890, 1941 Militärische Seefahrtsschule Kronstadt, 1935 nach § 58 verurteilt, Norilsk, Sanitätsabteilung.
3. Romanjuk, Jakob Grigorjewitsch, geb. 1891, 1915 militärische Feldscher-Schule, Feldscher, 1935 wegen konterrevolutionärer Tätigkeiten verurteilt, Norilsk, Häftling.
4. Pospelow, Boris Dmitrijewitsch, geb. 1905, stammt aus Perm, medizinische Arbeiter-Fakultät und drei Kurse am medizinischen Institut, 1935 verurteilt, ehemaliger Häftling in Norilsk.
5. Jankowitsch, Natalia Wiktorowna, geb. 1896, Feldscher-Schule in Riga, Leiterin der medizinischen Betreuungsstellen in Ust-Chantajka (1942-1943), Sitkowo (1943-1945), im Bezirkskrankenhaus von Dudinka (1945-1950).
6. Kulis, Jelena Wladimirowna, Universität Riga, medizinische Fakultät, Bezirkskrankenhaus Dudinka, HNO-Ärztin.
7. Wikmans, Salma Janowna, Universität Riga, medizinische Fakultät. Bezirkskrankenhaus Dudinka, Ärztin und Pharmazeutin.
8. Osolinsch, Emma Janowna, Universität Riga, medizinische Fakultät, medizinisches Revier Potapowo, Bezirkskrankenhaus Dudinka, Ärztin und Therapeutin-
9. Serdienis, Anna Janowna, geb. 1898, Universität Riga, medizinische Fakultät, Bezirkskrankenhaus Dudinka, Ärztin und Röntgenologin.

4. Jahresrechenschaftsbericht der regionalen Tajmyrer Gesundheitsabteilung für die Jahre 1943-1944

Konjunkturbericht des Tajmyr-Nationalgebiets nach dem Stand von 1943.

Im Gebiet gibt es 4 Bezirke:
1. den Dudinsker
2. den Chantajsker
3. den Awamsker
4. den Ust-Jenisejsker

Sacha – 2201 Personen
Nenzen – 2045 Personen
Nganasanen – 791 Personen
Ewenken – 740 Personen
Jakuten – 1685 Personen

Die Gesamtbevölkerung des Tajmyr-Gebiets beträgt 54315 Personen. 1943 wurden 791 Fischer hierhergebracht: Deutsche von der Wolga, Letten, Finnen.

Medizinische Kader im Gebiet

Das Gebiet ist 1943 mit medizinischem Personal nicht ausreichend versorgt. Es verfügt über keinen eigenen Chirurgen, sondern verwendet dafür Häftlinge, so dass keine Möglichkeit gegeben ist, die chirurgische Arbeit voll zu entfalten und einen Chirurgen in die entsprechenden Bezirke kommen zu lassen. Des weiteren gibt es keinen Spezialisten im Bereich des Hebammenwesens und der Gynäkologie.... 1943 schickte das regionale Gesundheitsamt 9 Personen in das Gebiet, medizinisches Personal mit mittlerer Ausbildung, aber es war kein einziger Arzt darunter.

Laut Planstellen müßten es 36 Ärzte sein, tatsächlich vorhanden sind 14; Zahnärzte 1, aus den Reihen der Fischer abgestellt – 5. Laut Planstellen müßte es 96,75 Personen als Personal mit mittlerer Ausbildung geben, tatsächlich sind es nur 89,75; unbedingt notwendig wären 22 Ärzte sowie 7 Personen als medizinisch versiertes Personal.

Aus dem Bericht der Leiterin(Tschaschtschina) des Chantajsker Bezirksgesundheitsamtes an den Genossen Baranow bei der Gebietsgesundheitsbehörde in Dudinka. 1943.

Das Chantajsker Krankenhaus ist ausgesprochen klein; es gibt nicht einmal Platz für 30 Betten. Das medizinische Personal setzt sich in erster Linie aus Angehörigen des Sonderkontingents zusammen. Und selbst in dieser Situation fehlt es an medizinischem Personal mit mittlerer Ausbildung. Es gibt keinen Chirurgen. Die Skorbut-Erkrankungen nehmen kein Ende. Es gibt schwere Krankheitsverläufe und sogar einen Todesfall zu verzeichnen. Man stellt Kwas aus Tannennadelsud und Hefe her, verschreibt den Kranken Erbsen, die in aufgekeimtem Zustand eingenommen werden. Es gibt nichts, womit man die Kranken heilen könnte, es fehlen die wesentlichsten Medikamente, es gibt nicht genügend ärztliche Instrumente: Pinzetten, Skalpelle, Nadeln.

Das Sonderkontingent – die Spezialisten am Chantajsker Krankenhaus

1. Gerdt, Paulina Georgiewna, Deutsche, Feldscherschule in alzer, Leiterin der medizinischen Betreuungsstelle in Rybnaja.
2. Serdinis, Ajna Janowna, Lettin, Lettische Universität, medizinische Fakultät, Ärztin.
3. Ritules, Margarita Karlowna, Lettin, Universität Riga, 6 Kurse, Krankenschwester am Chantajsker Krankenhaus.
4. Side, Lydia Nikolajewna, Kasaner Institut, medizinische Fakultät, 3 Kurse, Krankenschwesterkurse in Kasan.
5. Glek (Gleck? Glöck?), Jewgenia (Eugenia) Leonowna, Feldscherschule in Balzer, Feldscherin.

5. Rechenschaftsbericht der Tajmyrer Sanitäts- und Epidemie-Station für das Jahr 1943

... Im Gebiet existieren 48 Baderäume, darunter zu Badezimmern umgebaute Räumlichkeiten – 32, Desinfektionskammern – 7. Im Jahre 1943 findet der Bau von 15 Baderäumen und 15 Desinfektionskammern statt.

Skorbut-Erkrankungen im Tajmyr-Gebiet im Jahre 1943

Bezirk Dudinka, 1. Stadium – 1407, 2. Stadium – 192, 3. Stadium – 127, insgesamt 1726 Erkrankungen.

Bezirk Ust-Jenisej, 1. Stadium – 2430, 2. Stadium – 339, 3. Stadium – 168, insgesamt – 2937 Erkrankungen.

Bezirk Chantajka, 1. Stadium – 128, 2. Stadium – 4, 3. Stadium – 0, insgesamt 132 Erkrankungen.

Awamsker Bezirk, 1. Stadium – 359, 2. Stadium – 9, 3. Stadium – 0, insgesamt – 368 Erkrankungen.

Total: 1. Stadium – 4224, 2. Stadium – 544, 3. Stadium – 295, insgesamt – 5163 Erkrankungen.

... Die ersten Fälle von Skorbuterkrankungen kamen Ende November / Anfang Dezember 1942 auf. Die Krankheit breitete sich vor allem unter den eingetroffenen Fischern (des Sonderkontingents) aus ... Ab November 1942 bis Januar 1944 wurden im Bezirk Dudinka insgesamt 11.224 kg Tannennadelsud hergestellt. Im Chantajsker und Awamsker Bezirk wurde ein Aufguß aus den Nadeln von Lärchen verwendet....

Staatsarchiv des Autonomen Tajmyr-Gebiets, Fond 23, Verz. 1, Akte 5, Blatt 73-83.

(Aus dem Buch „Kerze der Erinnerung“ von O. Kornejewa und N. Predtetschenskaja, Dudinka, 2006).

Als lebender Zeuge all der Geschehnisse im Tajmyr-Gebiet in den Jahren 1942-1948 möchte ich zu den Archivmaterialien meine Meinung abgeben, mit dem Ziel, eben jene Ereignisse wahrheitsgetreuer und gerechter zu beleuchten.

Zweifellos verdienen das gesamte Kollektiv des Tajmyrer Museums, dessen Direktorin Olga Pawlowna Kornejewa sowie die Leiterin der Geschichtsabteilung – Nina Anatoljewna Predtetschenskaja, großen Dank. Ich wünsche Ihnen für Ihre weitere Arbeit viel Erfolg.

Endlich (sagen Sie!), sind wir bis in die Archive vorgedrungen! Das ist sehr lobenswert!

Aber unsere gemeinsame Sache kann nur dann gewinnen, wenn wir mit einer gut gemeinten Kritik an sie herangehen.

Die Autoren 1 und 2 des Protokolls N° 15 haben, indem sie ihre Statistiken nicht „in Menschen“, sondern „in Familien“ geführt haben, unverständliche Zahlen angeführt, denn in keiner Statistik über Arbeiter, Beamte und Bevölkerung werden diese nach Anzahl der Familien benannt, was zudem, rein von den Zahlen her, ihren Personenbestand erheblich niederiger erscheinen läßt. Über das Vorhandensein von Wohnraum: für die Hälfte aller Angekommenen gab es überhaupt keinen. Daher hatte die Bezirksleitung in Dudinka bereits im voraus (am 9. Juni 1942), also vor der Abfahrt der Sondersiedler aus Krasnojarsk am 12. Juni 1942, faktisch die unmenschlichen Existenzbedingungen für tausende Menschen eingeplant, die nun im Hohen Norden unter freiem Himmel hausen sollten, nachdem man sie einfach am nackten Flußufer (z.B. am Tomsker Kap, in Priluki u.a. Orten) ausgesetzt hatte. Es gab einen Fall (unweit von Ust-Port), als 140 Personen auf dem Sand einer Insel abgeladen wurden, die im Frühjahr bei Hochwasser stets überflutet war. Man hatte die Menschen schlicht und ergreifend zum Sterben hierher gebracht. Das waren tödliche Bedingungen.

3. Meiner Ansicht nach war es ein Fehler der Ärztin Owtschinnikowa, dass sie die Todesrate in Prozenten ... zur allgemeinen Bevölkerungszahl im Gebiet (54.315 Personen) angab, so dass sich auf diese Weise eine viel niedrigere Prozentzahl der Sterblichkeitsrate ergibt; dabei hätte man sie vielmehr mit der Gesamtzahl des angelieferten Sonderkontingents (7,626 Personen) in Relation setzen müssen. Nicht angemerkt ist der Fall einer Lettin (1943), die den Versuch unternahm durch Selbstmord „aus diesem schönen Leben!“ zu gehen; anderen war es in letzter Minute gelungen sie zu retten, indem sie eilig den Strang durchschnitten, an dem sie sich hatte erhängen wollen. Sie wurde also vor dem Tode bewahrt und reiste 1957 nach Lettland aus.

Die Liste der medizinischen Kader im Bezirk Dudinka aus den Reihen des Sonderkontingent erwies sich als unvollständig. Auch wird in den Archivdokumenten mit keinem Wort das Wichtigste erwähnt – die Versorgung der im Hohen Norden Eingetroffenen mit geeigneter Kleidung, was ebenfalls als ein Vorzeichen für den nahenden Verderb der Menschen gewertet werden kann.

Man kann die damaligen Ereignisse nur aus tiefstem Herzen bedauern.

In dem Buch „Wahre Begebenheiten aus dem Tajmyr-Gebiet“ sind die Nachnamen von 531 Menschen erwähnt, die in unterschiedlichemMaße auf das Schicksal der Sondersiedler im Tajmyr-Gebiet Einfluß genommen haben.

Auskunft
Über den Titel „Wahre Begebenheiten aus dem Tajmyr-Gebiet“

Das Buch wurde auf folgender Grundlage so betitelt: das Wort „Tajmyr“ benennt die Gegend, in der die beschriebenen Ereignisse sich abspielten. Darauf folgen könnte das Wort „grimmig“, ein historisches Wort, denn in ihren Arbeiten haben vergangene Forscher die Halbinsel Tajmyr als Ort „mit einem entsetzlich kalten Klima“, als „Region grimmiger Fröste“ und „Polarfinsternis“ charakterisiert. Aber wir wollen das heutige, erschlossene Tajmyr-Gebiet trotzdem nicht „beleidigen“, indem wir hier das Wort „grimmig“ verwenden – es wäre für heutige Begriffe einfach unverdient. Das Wort „wahre Begebenheiten“ zeigt an, dass sich die beschriebenen Ereignisse tatsächlich zugetragen haben und auf den Geschehnissen beruhen, welche die Autoren miterlebt und durchgemacht haben.

Zur Frage der Geschichte der Tajmyr-Sachaliner

In der Zeitung „Heimat“ für die Monate März - Juni 2003 wurde zum allerersten Mal Material über die Tragödie veröffentlicht, die sich in den Jahren 1942-1944-1948 auf dem Tajmyr-Gebiet abspielte, als dort ein Massensterben von Sondersiedlern einsetzte – Deutschen aus dem Wolgagebiet, der Umgebung von Leningrad, Balten und anderen, als nach vorläufigen Schätzungen mehr als 6000 Frauen, Kinder und alter Menschen (70%) ums Leben kamen. 1948 wurden aufgrund einer Zwangs“anwerbung“, und das enstprach faktisch einer dritten, von den Sonderkommandanturen des NKWD durchgeführten Deportation, etwa 250 Personen für die Dauer von 5 Jahren vom Tajmyr zur staatlichen Fischfang-Industrie auf die Insel Sachalin verschleppt, deren Geschichte sich dort bis zum Ablauf dieses Fünfjahreszeitraums und auch noch weiter fortsetzte, bis sie nach 1956 (auf eigene Kosten) nach Rußland ausreisten, allerdings nicht zurück an die Wolga, und viel später dann nach Deutschland. Einige blieben auch für immer auf Sachalin. Allen ehemaligen Tajmyrern wurde nach ihrer Ankunft auf der Insel das Schicksal der schon vor ihnen in den 1920er bis 1940er Jahren repressierten Menschen zuteil, denn sie befanden sich unter administrativer Aufsicht und mußten sich an ihren Aufenthaltsorten einmal pro Monat bei der Sonderkommandantur melden und registrieren lassen.

Es ist sehr lobenswert, dass die Verwaltung des Gebietes Sachalin eine Möglichkeit gefunden hat, ein wissenschaftliches Nachschlagewerk, nämlich das „Buch der Erinnerung der Region Sachalin“, herauszubringen. In Band 15 werden 540 sowjetdeutsche Sondersiedler vorgestellt, darunter auch Tajmyrer, die im Jahre 1948 dorthin geschafft wurden, sowie andere Repressionsopfer der Region Sachalin. Dieser Band 15 erblickte als wissenschaftliches Nachschlagewerk dank folgender Autoren das Licht der Welt: dem Leiter des wissenschaftlichen Problemlabors für sozialgeschichtliche Forschung an der Staatlichen Universität Sachalin – dem Doktor der Geschichtswissenschaften, Professor Alexander Michailowitsch Paschkow, W.L. Podpetschnikow und dem öffentlichen Redaktionskollegium mit: I.P. Malachow, G.A. Karlow, B.R. Misikow, A.M. Paschkow, N.G. Strlnikow und W.N. Filatow, Juschno-Sachalinsk, 2004, 288 S.

Wie das Buch der Erinnerung der Region Sachalin berichtet, mußten die Tajmyr-Sachaliner 1948 faktisch , nach 1941 und 1942, ihre dritte Deportation durchmachen.

Im 2. Kapitel des Buches der Erinnerung (s. Kare der Aufenthaltsorte) wird aufgezeigt, dass die deutschen Sondersiedler auf Sachalin als Fischer sowie Fischverarbeiter an den Fangstationen, in den Fischkombinaten und -fabriken arbeiteten. Diejenigen, die in der Siedlung Chos im Aleksandrowsk-Sachalinsker Bezirk lebten, arbeiteten in der Holzverarbeitung und der Fischfabrik, während die Bewohner des Uglegorsker Bezirks in Schachtanlagen tätig waren. Außerdem waren sie beim Bau und auf der Schiffswerft beschäftigt. Allerdings arbeitete die überwiegende Mehrheit der Tajmyrer als so genannte „Industriearbeiter“ im Fischgewerbe. Gemeinsam mit meinem aktiven Helfer Theodor Schreiber entnahmen wir dem erwähnten Buch die Familiennamen der Tajmyrer und fügten sie mit einer jeweiligen Kurzbiographie in die zweite Ausgabe unseres Buches „Die Deutschen vom Tajmyr“ mit ein. Im Zeitungsartikel gibt es aufgrund von Platzmangel lediglich eine namentliche Liste der tajmyrer Sondersiedler, welche die fünfjährige Repressionsmaßnahme auf Sachalin durchmachten und anschließend quer durch das gesamte Rußland auf eigene Kosten „nach Hause“ zurückkehrten. Diese Menschen verdienen für ihre Märtyrerarbeit und ihr Herumirren unsere allgemeine Ehrerbietung, Anerkennung und namentliche Erinnerung – das ist die Geschichte unseres deutschen Volkes!

Liste der Tajmyr-Sachaliner, die im Jahre 1948 repressiert und nach Sachalin verschleppt wurden:

1. Almann (Ristok), Amilia (Emilia? Amalia?) Emiljewna
2. Almann, Alexander Fjodorowitsch
3. Altergot, Erna Davidowna
4. Amann, Fjodor Fjodorowitsch
5. Amann (Muss), Elisabetha Jakowlewna
6. Angasrkaja /Brem), Maria Fjodorowna
7. Aschler (Miller), Lydia Fjodorowna
8. Bauer, Lydia Iwanowna
9. Borowskaja /Dulson), Viktoria Josifowna
10. Detterer, Alexander Wilhelmowitsch
11. Detterer, Margarita Lofengoldowna
12. Detterer, Emilia Wilhelmowna
13. Diehl (Kramer), Jekaterina (Katharina) Bogdanowna
14. Diehl, Christian Karlowitsch
15. Engraf, Adolf Augustowitsch
16. Gan (Koch), Mina Andrejewna
17. Ger, Alexander Kondratewitsch
18. Ger (Lade), Elisabetha Jakowlewna
19. Ger (Kondratij (Konrad) Adolfowitsch
20. Ger, Maria Iwanowna
21. Gergerdt (Muss), Irma Friedrichowna
22. Gergerdt, Olga Friedrichowna
23. Gergerdt, Emma (Irma) Petrowna
24. Gerz, Anatolij Iwanowitsch
25. Gerz, Iwan Iwanowitsch
26. Gontschar (Muss), Jekaterina Adamowna
27. Gordienko (Hempel), Maria Genrichowna
28. Gorr, Alexander Andreasowitsch
29. Gorjajewa (Geßler Otschir), Lydia Bogdanowna
30. Ignatowitsch, Emma Genrichowna
31. Ikkes (Engraf), Emilia Adamowna
32. Ihl, Jekaterina (Katharina) Adamowna
33. Ihl, Rosa Romanowna
34. Jorch (Berns), Eleonora Iwanowna
35. Jung, Maria Fjodorowna
36. Klokowa (Eller), Jekaterina (Katharina), Rakowlewna
37. Korwa (Bechert), Olga Iwanowna
38. Koch, David Davidowitsch
39. Koch (Gan), Mina Andrejewna
40. Kramer, Andrej Bogdanowitsch
41. Kraus (Witmann), Jekaterina (Katharina), Karlowna
42. Kraus, Jekaterina Jakowlewna
43. Kremer (Gorr), Dorothea Andreasowna
44. Kremer, Konstantin Konstantinowitsch
45. Kremer, Maria Gottfriedowna
46. Kunz, Alexander Alexandrowitsch
47. Kunz, Alexander Andrejewitsch
48. Kunz, Anna Davidowna
49. Kunz, Genrich (Heinrich) Alexandrowitsch
50. Kunz, David Alexandrowitsch
51. Kunz, Konstantin Alexandrowitsch
52. Kunz (Miller), Lydia Jagonowna (Johannowna)
53. Kunz, Nikolaj Alexandrowitsch
54. Kunz, Sophia Karlowna
55. Kunz, Frieda Alexandrowna
56. Kurilina (Kraus), Erna Karlowna
57. Lade, Jakob Jakowlewitsch
58. Lepucha (Ger), Valentina Kondratewna
59. Leidner, Alexander Fjodorowitsch
60. Leidner, Anna Andrejewna
61. Leidner (Strack), Germina (Hermine) Iwanowna
62. Lindt, Jekaterina (Katharina) Jakowlewna
63. Miller, Ambrosius Jakowlewitsch
64. Miller, Anna Franzewna
65. Muss, Antonina Michailowna
66. Muss, Georgij Fjodorowitsch
67. Muss (amann), Jelisaweta (Elisabeth) Jakowlewna
68. Muss, Peter Georgiewitsch
69. Nick, Andrej Adamowitsch
70. Nick (Rikkert), Maria Alexandrowna
71. Orth, Klara Wendelejewna
72. Pantelejewa (Muss), Jelisaweta (Elisabeth) Adamowna
73. Paul, Jekaterina Alexandrowna
74. Paul (Wiber), Jekaterina (Katharina) Iwanowna
75. Paul, Iwan Franzewitsch
76. Ristok (Amann), Amalia Emilewna
77. Ristok, Iwan Emilewitsch
78. Ristok, Karl Emilewitsch
79. Ristok, Maria Samuilowna
80. Ristok (Enkler), Amalia Emilewna
81. Ristok, Emil Wilhelmowitsch
82. Rowein, Wilhelm Jakowlewitsch
83. Rowein, Rosa Wilhelmowna
84. Rowein, Fjokla Jakowlewna
85. Rotermel, Adolf Christianowitsch
86. Rotermel (Wolf), Berta Davidowna
87. Rotermel, Konstantin Christianowitsch
88. Rotermel, Lisa Christianowna
89. Rotermel, Christian Genrichowitsch
90. Rotermel, Ernestina Petrowna
91. Schwabauer, Andrej Andrejewitsch
92. Schwabauer, Plandina Iwanowna
93. Scheff, Fjodor Petrowitsch
94. Scheff (Kremer), Elvira Friedrichowna
95. Schutz, Berta Genrichowna
96. Schoufter (?), Olga Konstantinowna
97. Schott, Wladimir Fjodorowitsch
98 Schott, Jekaterina (Jelisaweta) Georgiewna
99. Schott Filipp Friedrichowitsch
100. Schott, Emilia Friedrichowna
101. Spengler, Emanuel Jegorowitsch
102. Spengler (Merk), Emma Gottliebowna
103. Schreiber, Anna Gottliebowna; Danewolf (?)
104. Schreiber (Salewskaja), Jelena Jegorowna
105. Schreiber, Fjodor Jegorowitsch
106. Schröder (Schreder), Mina Karlowna
107. Stark (Leidner), Germina (Hermine) Iwanowna
108. Termer (Mjakota), Alexandra Artjomowna
109. Termer, Iwan Iwanowitsch
110. Trippel (Kunz), Anna Genrichowna
111. Fischer (Kremer), Maria Johannesowna
112. Funk (Worster), Margarita Johannesowna
113. Funk, Peter Petrowitsch
114. Tschan Chan Gan (Held), Maria Andrejewna
115. Tschen Bon Chen (Michaelis), Emma Iwanowna
116. Waliser, Andrej Adamowitsch
117. Walter, Frieda Jakowlewna
118. Willewald, Adam Fjodorowitsch
119. Willewald, Anna Fjodorowna
120. Witmann, Genrich (Heinrich) Genrichowitsch
121. Witmann, Genrich Georgiewitsch
111. Witmann, Rengold (Reinhold) Genrichowitsch
113. Witmann, Rudolf Genrichowitsch
114. Witmann, Emma Karlowna
125. Witmann, Erika Genrichowna
126. Witmann, Ernst Genrichowitsch

Die Namen von 8 Tajmyrern sind im Buch der Erinnerung nicht genannt.

Wie Professor A.M. Paschkow mitteilt, zeugt die Analyse des Archivmaterials auf Sachalin davon, daß die Machtorgane die Deportation der Sowjetdeutschen auf die Insel Sachalin nicht im voraus geplant hatten. In den 1940er Jahren war die Lage and der sowjetisch-japanischen Grenze, und besonders auf der Insel Sachalin, angespannt. Die Deportierung aller Sachalin-Koreaner nach Kasachstan und Usbekistan in den 1930er Jahren und auch die Repatriierung von Staatsbürgern japanischer Nationalität aus dem Süden Sachalins sowie der japanischen Kriegsgefangenen in den Nachkriegsjahren, hatte die Meinung entstehen lassen, daß auf dem Territorium der Region Sachalin hinreichend zuverlässige und der Sowjetmacht treu ergebene Menschen lebten. Daher kam das Auftauchen der deutschen Sondersiedler auf Sachalin für die örtlichen Partei- und Sowjetorgane „völlig überraschend“. Zu jener Zeit lebten noch andere Sondersiedler auf Sachalin, unter ihnen auch mehr als 1600 Kamücken. Die Ortsbevölkerung verhielt sich im allgemeinen gegenüber den Sondersiedlern loyal. Dennoch machten sich gelegentlich im Umgang mit den deutschen Sondersiedlern die im Laufe des Krieges zugefügten materiellen und seelischen Wunden bemerkbar.

Die weiter oben angeführte namentliche Liste zum Gedenken an die tajmyr-sachaliner deutschen Sondersiedler wurde von uns anhand der allgemeinen Liste deutscher Sondersiedler zusammengestellt, die bei ihrer dritten Deportation im Jahre 1948 auf die Insel Sachalin gelangten und mit insgesamt 540 Personen ins Sachaliner Buch der Erinnerung aufgenommen wurden. Sie stammten aus: der Republik der Wolgadeutschen, den Gebieten Saratow, Stalingrad, Rostow, Krim, Aktjubinsk, Nowgorod, Nikolajewsk, Omsk, Irkutsk, Astrachan, Odessa, Sachalin und Nowosibirsk, der Stadt Baku, Moldawien, der Tschechoslowakei, aus Polen sowie der Region Krasnojarsk und dem Altai-Gebiet. Zu den 540 gehören 126 Tajmyrer, die heute in Deutschland leben, und ein kleiner Teil – in Rußland. Die Angaben zeigen, daß alle Sowjetdeutschen die dritte Deportation nach Sachalin durchmachten, die zuvor in allen Teilen der UdSSR gelebt hatten. Das ist eine weitere Seite in der Geschichte des Aufenthalts der Deutschen im russischen Reich, in Rußland, der UdSSR und unter dem heutigen Herrscher.

Dr. L. Petri, T. Schreiber – Hamburg, Düren

Die Autoren der Erinnerungen und Episoden

Das Buch dürfte für einen breiten Leserkreis von Interesse sein: für die Archiv im Wolgagebiet und dem russichen Hohen Norden stellt es ein Lehrmittel für junge Diplomanwärter und Aspiranten dar, für Journalisten und Schriftsteller dient es als Nachschlagewerk, welches die Thematik vergangener Repressionen widerspiegelt; es enthält 13 Anlagen.

Die beiden Autoren – Lew Ottowitsch, Doktor der technischen Wissenschaften, Dozent, und Viktoria Theodorowna Petri sowie 72 weitere Autoren des vorliegenden Buches – waren lebende Zeugen der hier beschriebenen Ereignisse der tajmyrer Tragödie, die sich in den Jahren 1942-1944-1948 zutrug. Das Buch enthält zudem Begleitmaterial über das Schicksal der repressierten deutschen Familie Petri.

Weitere Urheber der Erinnerungen und Episoden des Buches sind:

Anatolij Aginskij, Jewgenij Ametistow, Hilma Andrejew, Viktoria Asmus, Valerij Bartaschewitsch, Valentina Beilmann, Arthur Bruner, Viktor Brudemar, Alexander Wakker, Brigitta Wakker, Elsa Wakker, Viktor Boschtschenkow, Erich Kludt, Emilia Klein, Andreas Gorr, Alexander Gorr, Lydia Grekowa, Andrej Dilson, Ida Seobert, Valentina Siemens, N. Solotow, Andrej Karsten, Anatolij Kirilow, Georgij Kononowitsch, Margarita Kononowitsch, Konstantin Koch, Vladimir Koch, Nikolaj Koch, Alexander Koch, Lydia Koch, Natalia Koch, Olga Kornejewa, Warwara (Barbara) Kukuschkina, Karl Kühl, Lewin Loch, Irma Ljubimowa, Gilda (Hilde) Malyschewa, Valentina Maurer, Genrich Martens, Olga Martens, Viktor Mairanowskij, Olaf Mattes, „MSNK-Press“ (Presse der Internationalen Vereinigung für deutsche Kultur), Theresa Papst, A. Paschkow, Nina Predtetschenskaja, Rosa Pfiutsch (???), Achim Sander, Kristina Titel, Elvira Torno, Andrej Förster, Genrich (Heinrich) Fink, Luisa Filbert, Maria Fleischmann, die Firma „Kramer-Schuster“, Genrich (Heinrich) Haas, Uljumdschi Chan, T. Zarkowa, Wilhem Zitzer, Michail Zink, Klara Schwaab, Valeria Schwindt, Erna Schwindt, Irma Scherer, August Schefer, Olga Schefer, Viktor Schmal, Jakob Schmal, Fjodor Schreiber, Natalia Jankowitsch, Ruta Jankowitsch, Jurij Jankowitsch.

Ein großes Dankeschön, Ihr Lieben, für die aktive Mitwirkung an der Schaffung dieses Gedenkbuches.

Zum Abschluß der Erzählung möchte ich gern verhindern, dass beim werten Leser die Meinung entsteht, diese Thematik würde die Tajmyr-Region ausschließlich von ihrer negativen Seite aufzeigen. Nein, das ist keineswegs der Fall! Und wenn der Tajmyr sich auch als äußerst grimmig erwiesen hat, muß man sich fragen – für wen und wann? Als wir damals in Ust-Chantajka und Dudinka lebten, waren wir 16 bis 22 Jahre alt! Und das war schließlich die Zeit unserer Jugend, die Zeit der Liebe, die heute nur gute Erinnerungen in uns weckt. Und auch wenn wir inzwischen schon über 80 Jahre alt sind, so tauchen doch vor unseren Augen im wieder die Bilder aus jenen Tagen vor unseren Augen auf: Treffen, Spaziergänge, Spiele, Erklärungen, stundenlanges Stehen im Windfang und jede Woche sonntags und an den Badetagen – Tanz in der Baracke oder im Hafenklub sowie viele Jahre Freundschaft, und schließlich auch noch das Lernen an der Abendschule. Das alles haben wir noch zusätzlich, außerhalb der Arbeitszeit geschafft. Und wenn du diese Zeit dann in der Erinnerung wachrufst, so zeigt sie sich nur von ihrer guten Seite. Anders darf es auch gar nicht sein – die Jugend ist eine nicht wiederholbare, glückliche Zeit im Leben des Menschen. Schlechte Verpflegung? Sie konnte uns nicht aufhalten; mit ihr begaben wir uns glücklich zu den Tanzveranstaltungen. Denn es waren nicht genügend Sitzplätze vorhanden, so dass wir unsere Mädchen bis zum nächsten Tanz auf unseren Knien sitzen ließen. Das war Achtung, das war Respekt – denn das war die Jugend! Und nun, nach Ablauf vieler Jahrzehnte, steht einem im Traum ausschließlich diese Seite des Lebens vor Augen. Ist das gut oder schlecht? Wir meinen, dass man sich überhaupt nichts Besseres wünschen kann: wenn wir an das schwere Leben denken, welches wir durchmachen mußten, dann sollen wir auch das Gute nicht vergessen, denn die aus unserer Mitte hervorragenden „Besten Menschen aus den Reihen der Sondersiedler im Tajmyr-Gebiet“ können das nur bestätigen. Mögen sich neben all den schwierigen Lebensumständen, die wir durchgestanden haben, in unserer Erinnerung auch die GUTEN Episoden erhalten

„Und trotzdem ist es auf der Erde am allerschlimmsten,
Laß uns, lieber Gott, nur nichts davon wissen,
Wenn die Herzen unserer Kinder erkalten
Und sie die Verbindung zu den Zeiten nicht mehr finden“.
J. Tokarew


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