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L.O. Petri, V.T. Petri . Wahre Begebenheiten aus dem Tajmyr-Gebiet

Anhang 8 . Über sowjet-deutsche Frontkämpfer

In Ergänzung zu seiner Zeugenaussage teilt der Tajmyrsker Sondersiedler (1941-1956) Fjodor Schreiber folgendes mit:

„Ich möchte den Menschen noch eine Wahrheit über den vergangenen Krieg erzählen. Viele Deutsche kämpften damals gegen die Faschisten, aber diese Tatsachen wurden stets im Verborgenen gehalten. Viele von ihnen erlitten ein trauriges Schicksal. Der Historiker und General Dmitrij Wolkogonow schrieb in seinen Memoiren, daß sich 200.000 Sowjet-Deutsche während des vergangenen Krieges an der Front befanden, sich dort tapfer schlugen; viele von ihnen wurden mit Orden geehrt, und 11 Männern verlieh man den Titel eines Helden der Sowjetunion. Aus unserem Heimatort Schilling, der im Gebiet Saratow liegt, kämpften 21 Mann – ich möchte sie alle namentlich nennen und über ihr Schicksal Auskunft geben:

Bitter, Jakob Petrowitsch (geb. 1917), er ist mit mir verwandt – seine Frau Amalia (Schreiber) ist meine Kusine; er wurde aufgrund eines Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR von der Front zu einem Kohleschacht im östlichen Kasachstan verlegt, wo er auch ums Leben kam.

Bitter, Jegor Jakowlewitsch (1920), geriet an der Front in Gefangenschaft; als er nachdem Krieg in die UdSSR zurückkehrte, wurde er als Vaterlandsverräter zu 10 Jahren verurteilt und starb 2001 in der Ortschaft Beresowka, Region Krasnojarsk.

Brecht, Ernst Jakowlewitsch (1916), war an der Front als Fahrer tätig, geriet unter Bombenbeschuß, wurde verwundet, erlitt schwere Quetschungen und geriet in Gefangenschaft. Als er wieder zu Bewußtsein kam, befand er sich bereits in Deutschland; von dort aus kehrte er in die UdSSR zurück und wurde zu 5 Jahren Verbannung un Irkutsk verurteilt. 1990 siedelte er nach Deutschland über; dort lebte er eine Zeit lang in Willingen-Schwenningen, wo er schließlich verstarb.

Egof, Ernst Iwanowitsch (1921), aufgrund eines Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR von der Front in ein Arbeitslager des NKWD verlegt, wo er ums Leben kam.

Filber, Alexander Martinowitsch (1919), gilt als verschollen.

Gleim, Alexander Petrowitsch (1920), mein Vetter, der in Krasnodonsk in der Roten Armee diente und zu Beginn des Krieges im Jahre 1941 ums Leben kam.

Gleim, Iwan Jegorowitsch (1918), wurde aufgrund eines Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR von der Front in ein Arbeitslager des NKWD in Workuta verlegt, nachdem er , obwohl völlig unschuldig, zu 10 Jahren verurteilt worden war. Später lebte er an der Bahnstation Schutow nahe Wolgograd, wo er verstarb. Seine Frau Anna lebt in Deutschland (Bielefeld).

Garras (Harras), August Michailowitsch (1919), aufgrund eines Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR von der Front nach Ust-Kamenogorsk in Kasachstan verlegt, wo er als Vorarbeiter im Baugewerbe tätig war; dort verstarb er auch.

Koch, Jakob Adamowitsch (1917), aufgrund eines Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR von der Front in ein Arbeitslager des NKWD im Bezirk Abakan, Region Krasnojarsk, verlegt, wo er auch starb.

Lindet, Nikolaj Nikolajewitsch (1919), geriet schwer verwundet, mit Verlust eines Armes, in Gefangenschaft; kehrte anschließend in die UdSSR zurück; er wurde dort nicht verhaftet und lebte in Kirowograd, wo er später verstarb.

Luft, Jakob Alexandrowitsch (1917), gilt als verschollen.

Luft, Konstantin Alexandrowitsch (1919), kämpfte in Smolensk nahe Jelnja; mit schweren Quetschungen wurde er aufgrund eines Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR von der Front in ein Arbeitslager des NKWD verlegt. Lebt heute in Deutschland in der Stadt Bremen.

Maul, Ernst Kondratewitsch (1916), aufgrund eines Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR von der Front geholt, nachdem er dort ein Bein verloren hatte; kehrte in die Sowchose „Jamyschewo“ im Gebiet Pawlodar zurück, wo er auch verstarb.

Nein, Alexander Konstantinowitsch (1918); diente ab 1940 in der Roten Armee und nahm an den Kämpfen am Kursk-Orlowsker Bogen teil, wo er 1943 ums Leben kam. Mit ihm spielte ich zwei Jahre lang in einem Blasorchester. Seine Frau Berta starb 1942, seine Tochter Elvira lebt heute in Deutschland in Büren, Nordrhein-Westfalen.

Neubauer, Fjodor Petrowitsch (1921); aufgrund eines Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR von der Front in ein Arbeitslager des NKWD verlegt, wo er bis zu seine Freilassung arbeitete. Lebt heute in Deutschland unweit Berlin.

Petrasch, Iwan Iwanowitsch (1922), gilt als verschollen.

Schledowetz, Peter (1919), aufgrund eines Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR von der Front in ein Arbeitslager des NKWD zu einer Schachtanlage im östlichen Kasachstan verlegt, wo er ums Leben kam.

Schreiber, August Kondratewitsch (1915), mein Vetter. War 1941 an der Front nahe Smolensk, wo er verwundet wurde und Quetschungen erlitt. Aufgrund eines Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR von der Front in ein Arbeitslager des NKWD verlegt. Später gelang es ihm in seinen Heimatort Schilling in der ehemaligen ASSR der Wolgadeutschen zurückzukehren, wo er bis 2001 lebte und dann verstarb.

Sening, Jakob Konstantinowitsch (1918), aufgrund eines Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR von der Front in ein Arbeitslager des N KWD, zu den Belousowsker Schachtanlagen in Kasdachstan, verlegt, wo er auch ums Leben kam.

Tag, David Michailowitsch (1921), aufgrund eines Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR von der Front für einen Zeitraum von 10 Jahren in ein Arbeitslager des NKWD verlegt. Lebt heute in Deutschland in Worotal-Woro (???), 40 km von Hessen entfernt.

Wagner, Genrich (Heinrich) Alexandrowitsch (1915) gilt als verschollen.

Manche der hier Genannten lebten bis ins hohe Alter, mit einigen ihrer Verwandten stehen wir im Briefverkehr, treffen uns gelegentlich, wie beispielsweise mit Elvira, der Tochter von Alexander Nein. Sehnlichst warte ich auf Nachrichten von denen, die noch am Leben sind. Im voraus herzlichen Dank an alle, die sich mit mir in Verbindung setzen“.

Diese Aussage von Fjodor Jegorowitsch Schneider ist deswegen so wertvoll, weil sie zum allerersten Mal unser „schmerzliches“ Thema über die Teilnahme der Sowjetdeutschen am Krieg berührt. Aufgrund seiner Aussagen kann man sich das Schicksal aller deutschen Frontkämpfer ganz zu Beginn des Krieges im Jahre 1941 vorstellen – ihre Schicksalswege hatten analogen Charakter, waren ebenso tragisch, aber wir, lieber Leser, sollen davon Kenntnis erhalten und uns daran erinnern.


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