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Briefe an die Krasnojarkser "Memorial"-Organisation"

1990-345

Sehr geehrte Mitarbeiter von Memorial. Ihnen schreibt Margarita Stulewa. Ich bin Veteranin der Arbeit. Ich habe ihnen schon zweimal geschrieben, und ich störe sie nochmal. Sie haben mir geschrieben, dass ich zu den Repressionsopfern gezählt werde, aber wo soll ich das Dokument finden, von wo sie uns verschleppt haben. Ich weiß nicht. Es gab keine Gerichtsverhandlung und keine Anklage in Russland, in unserer eigenen Heimat waren wir Verbannte und in Deutschland waren wir in einem Lager für Kriegsgefangene. Als die Faschisten von Moskau verjagt wurden, verluden sie uns wie Vieh, wir mussten zusammengepfercht stehen, und sie transportierten uns nach Deutschland ab. Und als die Unseren 1945 den Sieg errangen, war es so, dass sie uns alle Verräter nannten. Mit welcher Begründung – das wusste niemand. Ich bin in der Ukraine, im Gebiet Saporoschje, Ortschaft Schingorst, geboren. Unser Dorf wurde nach dem Krieg ausradiert, da war dann nur noch schwarze Erde.

Als unsere Soldaten uns von den Faschisten befreiten, sagten sie wir würden nun in die Heimat fahren, aber sie brachten uns zur Zwangsarbeit nach Sibirien, das war 1945. Sie fragen, ob es eine Bescheinigung über die Rehabilitierung gibt. Wir haben keine Dokumente und wir hatten nie welche. Ich bitte sie sehr herzlich, mir bei der Beschaffung eines Dokuments zu helfen. Man hat uns im Oktober oder September 1945 zur Zwangsarbeit fortgebracht, ungefähr in dieser Zeit. Ich brauche Ihre Hilfe bei der Beschaffung einer Bescheinigung darüber, dass ich Repressionsopfer bin. Ich bitte sie nochmals sehr darum.

Liebe Valentina Starker, ich bin Deutsche, meine Muttersprache ist Russisch, aber ich kann sie nicht. Das hat jetzt auch keine Bedeutung.

Ich werde auf Ihre Hilfe warten. Ich hoffe, dassSie mir ganz bestimmt helfen. Ich bin 62 – wurde am 10. August 1928 geboren. Als die Faschisten unser Dorf eroberten, war ich 12. Ich war 10 Jahre in einem Lager für Zwangsarbeiter. Aber es gab kein Dokument darüber, keine Grundlage wofür. Jetzt sage ich Ihnen, wo Sie uns 1945 hingebracht haben. In den Nischneudensker Bezirk in eine Kolchose, die damals Schumsker Kolchose hieß. Das ist im Gebiet Irkutsk, Nischneudensker Bezirk. 3 km von der Kolchose entfernt gab es eine Holzfabrik. Dort befand sich unsere Kommandantur, wo wir zweimal im Monat unterschreiben mussten, dass wir nicht fliehen würden, und wenn wir auch nur 1 km weit weggingen, würden wir 3 Jahre Gefängnis bekommen.

Und ich weiß nicht, was ich meinen 4 Kindern und 11 Enkelkindern antworten soll. Ich erbitte Ihre Hlfe. Ich lag im Krankenhaus wegen einer Operation, das war schon die vierte.

All meine Hoffnung ist bei Ihnen. Gott sei mit Ihnen.
V.Sch.


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