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Briefe an die Krasnojarkser "Memorial"-Organisation"

1990-083

Guten Tag, Wladimir S.

Ich erhielt Ihren Brief und antworte wie folgt:
Wassilij Jak. Legler, geb. 1895
Er starb in Soljanka, in welchem Jahr weiß ich nicht, wir lebten damals nicht hier, und wo er in der Arbeitsarmee war, ist mir auch nicht bekannt, und seine Frau ist nun tot (sie arbeitete in einer Fabrik)

Andrej Jak. Legler, geb. 1899
ich weiß nicht, wo er in der Arbeitsarmee war, er starb, 10 km, bevor er sein Zuhause erreichte, weil er so erschöpft und geschwächt war. Leute brachten ihm Essen ins Krankenhaus, es gab offenbar nicht viel zu essen, und er starb. Das hat seine Frau erzählt, die auch schon tot ist, und die Tochter haben sie in die Mongolei zur Arbeitsarmee gejagt. Wo sie sich heute aufhält, weiß ich nicht, aber sie kam von dort und hat uns besucht (in der Kolchose arbeitete sie als Brigadeleiterin).

Andrej und Maria Gergert wurden 1930 enteignet, obwohl sie wirklich in Armut lebten; er arbeitete allein, und es gab vier Kinder, von denen drei noch dort verstarben, nur einer blieb übrig, und der lebt heute im Gebiet Dschambul. Er erinnert sich nicht, er war noch klein (später arbeitete er in einer Kolchose), und was Iwan Michailowitsch Legler angeht, da kann seine Tochter antworten (Adresse).

Jewgenija Iwanowna Kerber und die anderen Verwandten, von denen ich geschrieben habe, stammen aus der Ortschaft Dorf Dönhof, ein großes Dorf, in dem es zwei Kolchosen namens „Karl Marx“ und „Komintern“ gab; ich erinnere mich noch an unser Haus, Vater arbeitete in der Kolchose, Mama war Heimarbeiterin, sie besaß einen Webstuhl, holte aus der Fabrik Garn und stellte Webwaren her. Und nun zu Adam Ditz und seine Frau, meine Kusine – er kommt aus einem anderen Dorf, aus Kutter (seine Adresse).

Adam Andrejewitsch Ditz und Jakob Legler, Bruder des Vaters, kamen zur Arbeitsarmee nach Reschoty, von wo sie ins Unbekannte gebracht wurden, die Ehefrau starb, Kinder gab es keine. Über Jekaterina Jakobowna – jetzt Kaiser (zweite Ehe) soll ihre Tochter schreiben. Ich habe ihr Ihre Adresse gegeben. Und nun zur Arbeitsarmee, in der Mama war, da gab es keinen Stacheldrahtzaun und auch keine Begleitwachen, da waren gewöhnliche Lagerleiter. Gearbeitet wurde beim Holzeinschlag , manuell, mit Sägen, und die Arbeitsnormen waren sehr hoch. Wenn du die nicht erfüllst, bekommst du weniger Brot. Und sie haben das Holz auch verladen. Da arbeiteten viele, 16 Brigaden mit jeweils 6 Personen. Außerdem haben sie Brot gebacken und in der Kantine gekocht, das waren alles Frauen, und die Frauen holten auch Holz, die meisten dort waren Frauen aus der Ortschaft Dönhof. Mama sagt, da waren viele Bekannte, aber ich weiß nicht, wo sie wohnen, nur eine einzige Frau lebt hier in Soljanka, die mit Mama damals zusammen war. Das war Eva Wilhelmowna Loringel, geb. 1912. Die kam zur Arbeitsarmee und musste ihre drei Jahre alte, einzige, Tochter zurücklassen, und als sie zurückkehrte, fand sie ihren Ehemann nicht mehr. Sie lief alles Häuser ab, kam aber ohne Ergebnis zurück, und so trägt sie ihr Kreuz bis ans Ende ihres Lebens. Der Mann starb, wo er in der Arbeitsarmee war, weiß ich nicht, aber gestorben ist er hier. Es ist schlecht, dass ich nicht laufen kann, sonst wäre ich losgegangen und hätte gefragt, aber so kann ich ja nichts machen. Ich schreibe Ihnen ein paar Familiennamen, die hier in Soljanka leben, sie werden Ihnen antworten:

Jakow Engel, Soljanka
Kondrat Kondratewitsch Stol
David Truber
Jakow Jakowlewitsch Widemann
Schreiben Sie diesen Leuten, ich glaube, sie werden Ihnen antworten, aber die meisten sagen nichts, jetzt ist es ja sowieso schon zu spät usw.

Auf Wiedersehen
Kaiser


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